Neunter Teil: Mykene - Patras - Fährfahrt nach Venedig - Heimreise


6. Juni

„So“ (Original-Ton Hardy), nun sind wir on the road again. Alles wieder ordentlich verstaut, AFF erledigt,  ein letztes Morgenbad im Meer genommen – et kann lossjonn!

Kurz nach 10 stehen wir an der Campingplatzrezeption, um unsere Rechnung zu begleichen (P/N € 6.30, Womo/N € 7,40).

 

Mein GPS-Empfänger arbeitet immer noch spitzenmäßig, in Sekundenschnelle findet er den Satelliten und verliert ihn nur ganz selten. Dieser Kauf hat sich wirklich gelohnt. Mit dem Laptop auf meinem blauen „Servicetablett“, das eigentlich für Kinder im Auto gedacht ist (zum Spielen, Malen, Essen und Trinken) bin ich immer up to date – sowohl beim Schreiben des Reiseberichtes, als auch bei der Suche der Reiseroute. Günther hat keinen Grund zum Meckern: Et Jabi weiß immer, wo et langjeht! Und was das Beste ist: Mir macht das Kartenstudium zum ersten Mal richtig Spaß.

Unser erstes Etappenziel des heutigen Tages ist der Liedl-Supermarkt an der Straße nach Nafplion (zwischen Aria und Nafplion). - Unser Ouzo-Vorrat ist zur Neige gegangen – dat jeht nicht! Wir haben aber auch Obst und Gemüse gekauft!

 Durch eine typisch griechische Hügel- und Berglandschaft fahren wir erst einmal bis Mykene, wo wir noch einen Sigtseeing-Stopp einlegen wollen.


Mykene ist eine antike Stadt und Festung in der Argolis-Ebene, im Nordosten der Peloponnes.

Die Gegend war bereits im Neolithikum und in der frühen Bronzezeit besiedelt. Mykene selbst wurde vermutlich nach 1900 v. Chr. von Achaiern gegründet. Die Ruinen der Stadt befinden sich in der Nähe des heutigen Ortes Mikinai. In der griechischen Mythologie war Mykene der Sitz des Atreus und von König Agamemnon, der die griechischen Truppen gegen Troja geführt haben soll (Homer).

einerseits auf der helladischen Kultur des griechischen Festlandes, andererseits auf der minoischen Kultur Kretas. Die mykenische Sprache, ein griechischer Dialekt, ist in einer Schrift dokumentiert, die man Linear A nennt. Sie wurde offenbar hauptsächlich für Verwaltungszwecke benutzt und basierte auf minoischen Vorbildern. Um 1400 v. Chr. wurde mit Knossos auf Kreta der letzte der minoischen Paläste durch vordringende Achaier zerstört. In den folgenden zwei Jahrhunderten wurde Mykene zum Mittelpunkt der ägäischen Kultur, also zu einem Handels- und Herrschaftszentrum, das im östlichen Mittelmeerraum die Seemacht Kreta beerbte und über Stützpunkte in Kleinasien, auf Rhodos und Zypern verfügte. Es gibt zahlreiche Hinweise dafür, dass sich in Mykene während dieser Blütezeit großer Reichtum anhäufte; u. a. wurde in Mykene Kunst aus Ägypten gefunden. Homer spricht in der Ilias vom goldreichen Mykene. Weitere bedeutende Zentren der mykenischen Kultur mit mächtigen Burgen waren Tiryns und Pylos. Die Machtentfaltung der mykenischen Herrscher stieß in der kleinasiatischen Stadt Troja auf eine Konkurrenz, gegen die im 13. und 12. Jahrhundert mehrere Feldzüge unternommen wurden; diese sind unter der Bezeichnung Trojanischer Krieg bekannt.

Gegen Ende des 12. Jahrhunderts v. Chr. wurde der Druck der aus dem Norden einfallenden Dorer immer stärker. Aufgrund ihrer starken Befestigung wurde Mykene zunächst nicht erobert, aber schließlich musste die Stadt doch geräumt werden. Der Fall Mykenes markierte die Niederlage von adeligen Streitwagenkämpfern (mit Bronzewaffen) gegen Reiterheere, die über Eisenwaffen verfügten. Man nimmt an, dass verdrängte Achaier zu den so genannten Seevölkern gehörten, die im Zuge der Ägäischen Wanderung u. a. Ägypten zu erobern versuchten. Um 1100 v. Chr. wurde Mykene zerstört, und die mykenische Kultur und Schrift verschwanden. Obwohl sich später wieder neue Bewohner in der Stadt niederließen, erreichte Mykene nie mehr den Glanz früherer Tage. Um 468 v. Chr. wurde Mykene endgültig zerstört.

Zu den Ruinen der Stadt gehören die mächtigen kyklopischen Stadtmauern, ein Palast und das so genannte Löwentor, das Haupttor zur Burg. Diese Anlagen wurden im 14. und 13. Jahrhundert v. Chr. errichtet. Innerhalb und außerhalb der Stadtmauern wurden neben zahlreichen Häusern Gräber entdeckt, darunter imposante Kuppelgräber (mit dem so genannten Schatzhaus des Atreus), die zwischen 1876 und 1878 von dem Archäologen Heinrich Schliemann freigelegt wurden. Die hier gefundene Goldmaske des Agamemnon befindet sich heute im Athener Nationalmuseum.

 

Löwentor

Das so genannte Löwentor ist das Haupttor in der äußeren Mauer der Burg von Mykene. Es stammt aus dem frühen 13. Jahr-hundert v. Chr. und ist nach dem etwa drei Meter hohen Kalksteinrelief in dem Entlastungsdreieck über dem Torsturz be-nannt. Das Relief zeigt zwei Löwen, die sich, mit den Vorderpfoten auf der Basis einer kretischen Säule stehend, entlang der Säule aufrichten. Die Köpfe der Löwen waren wohl aus einem anderen Material gefertigt und an-gesetzt; sie sind verloren.

 

Wir schreiten fasziniert durch das mächtige Löwentor. Es ist schon erstaunlich, was die Menschen damals ohne Raupen, Bagger, Kräne & Co., nur mit Köpfchen, Muskelkraft und einfachem Werkzeug geschaffen haben. Die Betrachtung solcher Bauwerke sollte uns immer wieder mit Hochachtung für unsere Vorfahren erfüllen. Ohne ihre ganz erstaunlichen Erfindungen und Leistungen würden wir heute nicht den Weltraum erforschen und Gene manipulieren können. Die Intelligenz, der Wissensdrang und die Willenskraft dieser Menschen ist sicherlich höher einzuschätzen als unsere, da ihre Ausgangsbedingungen schlechter waren als die unseren.

 

   Königsgräber von Mykene

Schöne Aussicht … auf unsere Womos

Rückseite des Löwentors

Unsere Fahrt geht weiter. Wir passieren Korinth und er-haschen eben noch einen Blick auf die Ruinen von Akrokorinth, das hoch über uns zu sehen ist. Korinths Festung (Akropolis) lag etwa zehn Kilometer südlich der Stadt und hatte eine entschei-dende strategische Bedeu-tung.

  Mit gutem Willen erkennbar: die Ruinen von Akrokorinth

Eine wunderschöne Wegstrecke liegt nun vor uns; wir fahren am Golf von Korinth entlang. Immer wieder hat man herrliche Ausblicke auf das Meer, und entlang der Autobahn wird dem Auge eine schöne Bepflanzung mit Oleander geboten. Wo diese einmal fehlt, springt die natürliche Vegetation des Landes ein mit leuchtendgelb blühenden Ginsterbüschen.

 

Der späte Frühling ist sicher eine besonders schöne Reisezeit in Griechenland, weil alle Bäume und Blumen noch in voller Blüte stehen und die Hitze noch erträglich ist. Wir merken übrigens, dass es uns allmählich hier zu heiß wird. Es wird Zeit, dass wir in kühlere Gefilde zurückkehren.

Bei Egio verlassen wir die Autobahn, weil Hardy noch einmal tanken möchte. Auf der Küstenstraße findet er jedoch erst nach län-gerer Suche eine Tankstelle, die Kreditkarten annimmt und zivile Benzinpreise hat.

Eigentlich wollen wir ja hier am Meer noch einmal rasten und baden gehen, ein geeignetes Plätzchen haben Günther und ich schon entdeckt, aber wir fahren weiter, weil wir zuerst das Tankprogramm durchziehen wollen. Und wie das ja meistens ist: Nach dem Tanken finden wir keinen ansprechenden Platz mehr, der am Meer liegt.

So kommen wir schon viel zu früh im Hafen von Patras an. Die Männer fragen beim Fährbüro nach, aber der Schalter von Blue Star Ferries ist noch nicht besetzt (angeblich erst ab 20 Uhr). Im Hafen ist es tierisch laut und heiß, kein Lüftchen geht, hier wollen wir eigentlich nicht unsere letzten Stunden auf griechischem Boden verbringen. Kurze Lagebesprechung. Wir fahren noch einmal die Küstenstraße entlang und suchen uns ein Plätzchen, wo wir die Wartezeit angenehmer gestalten können.

Mit Blick auf meinen Routenplaner meine ich, wir sollten auf demselben Weg zur Küstenstraße zurückfahren, auf dem wir gekommen sind, aber meine Mitreisenden sind anderer Meinung, sie wollen in entgegen gesetzter Richtung auf die Autobahn auffahren, um die Fahrt durch die Stadt zu umgehen. Haha, das war ein Satz mit X! Wir fahren ganze 15 km (zur Hälfte durch Stadtgebiet) zurück, um auf die Autobahnauffahrt zu gelangen. Nach einer guten halben Stunde zeige ich meinem Womoboss, den das tierisch ärgert, auf dem Laptop, was mein GPS-Empfänger uns sagen will: Wir sind jetzt erst wieder in Höhe der Position, von der wir losfuhren.

 

Bei Rio / Kato verlassen wir die Autobahn, um auf die Küstenstraße zu fahren. Nirgendwo entdecken wir ein schönes Plätzchen für unsere Rast. Die Stimmung wird langsam explosiv. Plötzlich schallt es aus dem Äther: „Wollt ihr noch bis Korinth? Ich fahre jetzt jedenfalls zurück und stelle mich an den Hafen!“ Günther beruhigt unseren Hardy: „Wir finden gleich was.“ Dein Wort in Gottes Gehörgang, denke ich, aber mein Gatte hat wohl einen Draht nach oben. – In Psathópirgos, dem nächsten Ort, finden wir rechts der Straße tatsächlich einen schönen und ruhigen Stellplatz direkt am Meer, wo wir die nun unfreiwillig stark verkürzte Wartezeit verbringen können. Der schon in Tolo vorbereitete Bohnenauflauf wird gewärmt und - etwas behelfs-mäßig auf unseren Hockern sitzend und die Teller auf den Knien balancierend - vor dem Wohnmobil im Sonnenschein mit höchstem Genuss verspeist. Bequem ist das eher nicht, aber mein Gemahl bringt es auf den Punkt: Wir sind eben Draußenmenschen.

Lange können wir leider hier nicht bleiben. Wir müssen zurück zum Hafen. Schließlich geht es um einen Platz an der Sonne auf unserer Fähre. Wir mögen nicht noch einmal als Kellerkinder übers Meer fahren.

   

Die Rückfahrt zum Hafen verläuft zügig und ohne Stau – obwohl wir die Autobahnauffahrt verpasst haben. Am Hafen ist es immer noch windstill, heiß und laut. Die Männer checken im Fährbüro ein, und wir Frauen kaufen Hochprozentiges zur inneren und äußeren Anwendung (oder auch zum Suffen und Duften) im Tax Free Shop. - Das Hochprozentige wird dann auch gleich getestet – anders hält man das hier im Hafen auch gar nicht aus!

Die ersten Wohnmobile haben schon Aufstellung genommen, als wir uns in die Schar der Wartenden einreihen. Günther fährt frech an zwei Reihen vorüber und stellt sich in eine Lücke ganz vorne vor die zweite Reihe. Frechheit siegt. Hardy und Ulla stehen hinter einem Truck – Schlitzohr Hardy weiß, warum: Wenn der wegfährt, steht er auch ganz vorne in der dritten Reihe.

Endlich kommt unser Schiff in Sicht, gespannt beobachten wir seine Landung.

.

Allmählich geht auch die Sonne über dem Meer unter.

Nun geht wieder das Spielchen los mit den Trucks, die zuerst in den Bauch der Fähre dürfen. Es dauert diesmal jedoch nicht lange bis die ersten Womos aufgerufen werden. Und siehe da: Wir sind unter den ersten, die fahren dürfen. Auch beim Einparken auf dem Campingdeck haben wir Glück: Wir stehen ganz vorne am offenen Bug der Fähre und haben viel Licht und Luft.

Unsere Freunde haben weniger Glück, sie stehen noch über anderthalb Stunden in der Autoschlange vor der Fähre, weil die noch freien Plätze auf unserem Deck von einem Tankwagen blockiert werden, der die Fähre betankt. Schließlich werden aber auch Ulla und Hardy auf die Reise in den Schiffsbauch geschickt und erwischen dank Günthers geschickter Einweisung ein noch schöneres Plätzchen als wir – direkt an zwei großen Seitenfenstern. Es ist sogar genug Platz für einen Tisch und vier Stühle vorhanden. Da wird morgen früh gefrühstückt, das ist ja wohl klar!

Mit leichter Verspätung (es ist kurz nach 23 Uhr) legt die Fähre dann endlich ab , und die Lichter von Patras verschwinden langsam in der Ferne.

 

7. Juni  - ein Tag auf See

Die Nacht war ruhig, und wir haben prima geschlafen. Unser Vorhaben, draußen vor den beiden Bullaugen am Mü-Schnei-Womo zu frühstücken, setzen wir selbstverständlich am Morgen um.

Ein angenehm laues Windchen weht durch die Fenster, und man sieht auf das strahlend blaue, fast glatte Meer. So eine Rückreise auf dem Schiff ist auch für unsere Fahrer Urlaub. Ich bin ja auch ganz gerne on the road – aber nur als Beifahrerin (erst recht mit meinem Laptop auf den Knien). Auf dem Wasser ist es mir immer schon etwas langweilig. Egal, es ist ja sooo erholsam!

Wir verbringen den Tag mit Lesen, Reisebericht schreiben, Fotos ordnen und Schwätzchen halten. Am Nachmittag setzen wir uns auf den offenen Platz am Bug des Schiffes – zwischen Seilwinden und anderem technischen Gerät und sonnen uns.

Die Fahrt verläuft ruhig - keine Welle ist auf dem Meer zu sehen. Hört sich echt langweilig an, aber seeehr erholsam. Echt: So `ne Kreuzfahrt wäre gar nichts für mich, ich würde einen Schiffskoller kriegen.

Am Abend machen wir noch einen Bummel durch das Vergnügungszentrum. Don Pepe ist da nicht erwünscht, sagt man uns. Das lassen wir uns doch nicht sagen. Wer Pepe nicht will, kann uns gestohlen bleiben. Wir gehen aufs Oberdeck, aber da ist es Hardy zu windig.

Trotzig harren wir nach seinem Abgang noch eine Zeit dort aus, bevor auch wir uns verziehen. Bei Müller-Schneiders wird heute Abend wieder ein Spitzen-Film gegeben. Nüsse, Ouzo und Wein gibt’s auch. Was wollen wir auf dem Vergnügungsdeck?

8. Juni  - Frohe Pfingsten!

Wir stehen früh auf, denn gegen 8 soll die Fähre in Venedig sein. Noch während wir frühstücken, kommen die ersten Ausläufer Venedigs in Sicht. Und wieder passieren wir die herrlichen Bauten der Lagunenstadt und können uns nicht satt sehen an diesem wunderbaren Bild, das da an uns vorüberzieht.

 

 Im Hafen von Venedig liegen wieder einige kleinere Bötchen – arme Menschen, die darauf ihren Urlaub machen müssen!

 

 Günther kann gar nicht hinsehen…

 

Dann schon lieber so ’ne Schiffstour! - Vier Gondolieri auf Pfingstausflug

 

Unsere Matrosen bereiten die Landung vor: Die Rampe am Schiffsbug wird herunter gelassen.

 

Gut zwei Meter hinter diesem Teil der Fähre steht übrigens unser Hiram. Zugegeben: Unsere Aussicht aus dem Frontfenster war nicht sehr romantisch bei dieser Seereise, dafür wehte uns aber immer eine frische Seebrise um die Nase.

Kurz nach 8 landen wir in Venedig. Ulla und ich verlassen die Fähre mit Pepe zu Fuß. Die Ausfahrt der Fahrzeuge geht dann sehr zügig, und schon kurze Zeit später sitzen wir in unseren Womos. Nun beginnt also die vorletzte Etappe unserer Heimreise. Wir wollen bis Bad Krozingen fahren, wo wir beim Spargelbauer noch einen Großeinkauf tätigen werden und hoffentlich auf dem Womostellplatz der Gemeinde übernachten können.

Unterwegs machen wir nur einmal eine kurze Rast, so dass wir am späten Nachmittag in Bad Krozingen ankommen. Auf dem Womostellplatz am Hallenbad ist leider nicht ein einziges Plätzchen frei. Nun fahren wir erst einmal zum Spargelbauer. – Hoffentlich hat der überhaupt auf – heute ist schließlich Pfingstsonntag. Aber wir haben Glück, der Laden des Bauernhofes ist geöffnet.

Wie findet man da hin? Von der A5 über die Ausfahrt  64B nach Bad Krozingen abfahren und dann:  siehe Karte.

Beim Spargelbauer Scherer in Bad Krozingen finden wir dann nicht nur spitzenmäßigen und preiswerten Spargel, sondern auch einen Stellplatz für die Nacht und einen Tipp, wo man gut essen kann – beim „Löwen“. Dorthin ziehen wir dann wenig später, um unseren letzten Urlaubsabend mit einem guten Essen zu beschließen. Wir freuen uns schon auf die gute deutsche Küche – nichts gegen die griechische, aber was genug ist, ist genug!

 

 

Ovale Legende: Ich will ein Kotelett!
Beim „Löwen“ gefällt uns die Karte zwar ganz gut, aber im Lokal ist es dunkel wie im … des Propheten, und das scheint uns an diesem herrlichen Sommertag doch nicht das richtige Ambiente für ein Urlaubs-Abschlussessen zu sein. Wir fragen vorsichtig bei der freundlichen Bedienung nach, ob es keinen Biergarten beim „Löwen“ gäbe. – Nee, gibt’s nicht, aber der Grieche 3 Häuser weiter, der hat einen. Ausgerechnet!!! Flexibilität zeichnet den Wohnmobilisten aus – Ausnahmen sind uns bekannt, werden aber hier nicht genannt – wir gehen zum Griechen. Unser Entschluss muss uns nicht Leid tun. Im griechisch angeturnten Garten (oh, diese unsäglichen Statuen!) sitzen wir gemütlich, und das Essen ist vorzüglich.

Vor unseren Womos, inmitten von – man glaubt es nicht – Tabaksfeldern, beschließen wir den Abend und diesen wunderschönen, erlebnisreichen Urlaub mit Picco Rosso (der kein Alkohol, sondern reine Medizin ist – sagen jedenfalls unsere lieben Freunde), Wein und Bier und guter Laune.

 9. Juni 

Nun kommt unwiderruflich der Abschied! Ulla und Hardy sind schon früh auf den Beinen und wollen los. Wir liegen noch in den Federn, als es an unserer Türe klopft. Die beiden Unruhegeister sind schon abfahrbereit, und wir stehen ihnen im Weg. So verzichten wir darauf, gleich hier zu frühstücken, gehen unser Gemüse beim Bauern abholen, machen ein letztes Abschiedsbild und fahren dann ein paar Straßen weiter, wo wir auf einem Feldweg in Mutter Grün gemütlich frühstücken.

 

Nur nicht hetzen, es ist unser letzter Urlaubstag!

Ohne Staus und völlig entspannt fahren wir bis zum frühen Nachmittag. Hinter Weinheim denken wir an eine Pause, um etwas zu essen. Am liebsten würden wir die beim Spargelbauer gekauften Erdbeeren mit Vanilleeis verspeisen. Aber an keiner Autobahnraststätte haben wir Eis im Topf bekommen. Mal schauen, ob es bei der nächsten Ausfahrt eine Tankstelle gibt. Ich werfe einen Blick auf meinen Routenplaner und entdecke just neben der Autobahn, auf der Straße nach Hemsbach nicht nur zwei Tankstellen, sondern auch einen See. Schwimmen wäre ja wohl auch nicht verkehrt! Die Ausfahrt nach Hemsbach liegt direkt vor uns.

Kurz entschlossen fahren wir von der A5 ab. Bei der zweiten Tankstelle haben wir Glück: Wir finden Manhattan Eis, Geschmacksrichtung Vanille. Na bitte! So, jetzt auf zum See! Auf dem offiziellen Parkplatz beim Strandbad ist die Hölle los, hier finden wir keinen Platz für unseren Kleinen. Also fahren wir (ist das toll mit meinem Routenplaner und dem GPS-Empfänger) einfach ein Stück um den See herum. Bei einer Gokart-Halle können wir schließlich parken.

Wir packen unseren Kühlrucksack mit Eis, Erdbeeren und Getränken voll, jumpen in unsere Badesachen, auf geht’s zum See. In einer Laubenkolonie schlagen wir uns ans Ufer durch – ist das schön hier!

Unser Badeplätzchen ist ein Traum. Neben uns ein Schwanenpaar, das Weibchen sitzt auf dem Nest und brütet die Eier. Seerosen auf dem See und blitzendes Wasser. Nachdem wir unser Vanilleeis mit Erdbeeren verspeist und uns gesonnt haben, genießen wir das Schwimmen im Wiesensee. Das Wasser ist klar und sehr warm. Es ist ein wahrer Genuss.

 
 

 

Schade, dass wir nicht länger hier bleiben können! Den Wiesensee bei Hemsbach müssen wir uns jedenfalls merken.

 Am frühen Abend kommen wir zu Hause an. Das Haus steht noch, unser Kind ist glücklich, die Wiese hinter dem Haus fast einen halben Meter hoch, der Briefkasten voll. Anderthalb Stunden später ist unser Womo bereits ausgeräumt. Jetzt habe ich Zeit, mal in den Spiegel zu schauen – mein Gott, habe ich zugenommen! Ist es nun gut oder schlecht, dass wir im Womo keinen großen Spiegel haben? – Schlecht, entscheide ich. Ich hätte im Urlaub mindestens zwei Ouzo weniger getrunken und drei Kartoffeln weniger gegessen. Jetzt kaufe Ich einen Spiegel!!!!

 Was soll’s? Es war ein wunderschöner Urlaub, und ich bereue nichts!

Auf Wiedersehen, schönes Griechenland

 

 

  

 

 Sofort könnte ich aufbrechen
ohne Ziel
irgendwohin.
Einfach unterwegs sein.
Wissend, der Weg ist das Ziel.

Irina Rauthmann (*1958), deutsche Aphoristikerin und Lyrikerin

zurück zur Startseite